Liebeskummer

Was ist Liebeskummer eigentlich genau und was hilft erfolgreich dagegen?

"Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling", so heißt es in einem der bekanntesten deutschen Schlager.

Aber was ist Liebeskummer überhaupt?

Was genau tut uns so weh, wenn wir uns von einem Partner trennen oder unsere Liebe nicht erwidert wird?

Und was kann man tun bei Liebeskummer, um ihn effektiv zu überwinden?

Warum tut Liebeskummer körperlich weh?

Wenn es um ein gebrochenes Herz geht, dann ist das mehr als eine bloße Redewendung. Wer unter schlimmen Liebeskummer leidet, der kann tatsächlich körperliche Schmerzen spüren.

Es zeigen sich Symptome wie Stechen in der Brust, Beschwerden beim Atmen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Außerdem kann sich der Liebesschmerz als Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen zeigen.

Liebeskummer: Was passiert im Körper?

Dass wir uns diese körperlichen Erscheinungen nicht einbilden, hat mittlerweile eine Studie belegt.

Dabei fanden Forscher der Universität Tübingen heraus, dass bestimmte Hirnareale beim Menschen nicht mehr richtig funktionieren bei Liebeskummer.

Liebeskummer

Betroffen sind die Regionen, die unsere Emotionen steuern und für Antrieb, Motivation sowie Schlaf- und Essverhalten zuständig sind.

Auf der psychischen Ebene handelt es sich beim Liebeskummer um eine narzisstische Kränkung. Wenn sich jemand von uns trennt, fassen wir es als Ablehnung unserer Person auf.

Das verletzt unser Selbstwertgefühl und kann uns auf persönlicher Ebene ziemlich zusetzen. 

Außerdem haben wir viel in den Partner investiert für eine gemeinsame Zukunft. 

Aus Perspektive der Evolutionstheorie geht es darum, einen Partner für das Durchbringen der gemeinsamen Nachkommen an sich zu binden.

Dieser Plan geht bei einer Trennung allerdings nicht auf. 

Das wiederum setzt uns enorm unter Druck und fördert die Ausschüttung von Angst- und Stress-Hormonen.

Wo vorher die Bindung an den Partner für Glückshormone sorgte durch das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, geschieht jetzt durch den Verlust das genaue Gegenteil.

Die Symptome von Liebeskummer zeigen sich auch bei Drogensüchtigen auf Entzug. 

Das ist kein Zufall. Denn tatsächlich passiert bei Liebeskummer dasselbe wie bei einem Abhängigen, dem sein Suchtmittel entzogen wird.

In diesem Fall ist der Ex-Partner bzw. der geliebte Mensch die Droge, die plötzlich nicht mehr verfügbar ist. Was bisher zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin geführt hat, ist plötzlich nicht mehr da. 

Die Folge sind Entzugserscheinungen und das dringende Bedürfnis, diese "Droge" wieder zu beschaffen.

Wieso ist Liebeskummer so schlimm für Betroffene?

Wenn die Droge "Ex-Partner" nicht mehr zur Verfügung steht, dann kann die dauerhafte Ausschüttung von Stresshormonen durch Einsamkeit und Verlust zu einer "Liebeskummer Depression" führen.

Die Gedanken kreisen dann pausenlos um den Ex-Partner und die Frage, warum die Beziehung gescheitert ist.

Frauen positionieren sich nach einer Trennung häufig in der Opferrolle, während Männer sich schuldig fühlen.

Für manche bedeutet der Verlust sogar ein Scheitern der eigenen Existenz, da man sich vollständig auf die Beziehung fokussiert hat und die persönliche Verwirklichung am Bestehen der Partnerschaft gemessen hat.

Die eigenen Bedürfnisse stehen in so einer Beziehung hinten an. 

Man macht sich außerdem vollständig vom Partner abhängig. Eine Trennung löst in so einem Fall starke Verlustängste aus.

Im schlimmsten Fall kann Liebeskummer bis zum Selbstmord führen.

Experten raten Menschen, die auch 6 Wochen nach der Trennung noch unter heftigen Liebeskummer-Symptomen leiden, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, um sich professionelle Hilfe zu holen.

Eine neutrale Person ist dabei vorzuziehen, also nicht mehr nur einen guten Freund oder ein Familienmitglied zu Rate ziehen, wenn man keine Besserung verspürt.

Natürlich verläuft Liebeskummer nicht bei jedem Menschen so drastisch. 

Jede betroffene Person durchlebt die Liebeskummer Phasen in einem unterschiedlichen Tempo.

Das hängt ganz von der Persönlichkeit desjenigen ab. Die Phasen des Liebeskummers lassen sich unabhängig von der Dauer in 5 Abfolgen unterteilen.

Die 5 Phasen bei Liebeskummer

#1 Unverständnis und Verdrängung

In der ersten Phase des Liebeskummers versuchst du zu verstehen, was eigentlich passiert ist.

Du kannst den Bruch noch nicht ganz realisieren. Besonders wenn du derjenige bist, der verlassen wurde, ist das Unverständnis groß.

Unermüdlich versuchst du nur herauszufinden, was die Ursache war. 

In dieser Phase setzen die psychosomatischen Symptome ein, die den Liebeskummer so schmerzhaft machen.

Besonders zu Beginn sind die Verlustängste sehr stark präsent. 

Die eigene Existenz scheint bedroht zu sein.

#2 Hilflosigkeit und Erstarren

Wenn du erst einmal realisiert hast, dass sich an der Situation nichts mehr ändern lässt, fühlst du dich plötzlich wie gelähmt.

Liebeskummer

Nichts geht mehr.

Jegliche Motivation scheint dahin zu sein. Immer noch fühlt sich die Situation bedrohlich an und du stehst unter Stress.

#3 Alternative Lösungen

Gibt es vielleicht doch noch ein Zurück?

In der dritten Phase tendieren viele Betroffene dazu, einen Neustart mit deinem Ex-Partner in die Wege zu leiten.

Allerdings ist die Verzweiflung in diesem Stadium noch so groß, dass man sich schnell auf unrealistische Kompromisse einlässt, nur um diesen elenden Liebeskummer bewältigen zu können und den endgültigen Bruch zu verhindern.

#4 Wut und Rückschritte

Hier schlägt das Bewusstsein voll zu Buche, dass es nichts mehr zu retten gibt.

Die Beziehung ist offiziell gescheitert.

Wo in Phase 3 noch Hoffnung bestand, ist in Phase 4 die Blase geplatzt.

In diesem Zustand steuerst du im schlimmsten Fall in eine Depression. 

Es kostet unglaubliche Überwindung, das Bett zu verlassen. Du kannst dich auf nichts mehr konzentrieren und leidest unter Appetitlosigkeit und Schlafmangel.

Umgekehrt sind auch Essattacken möglich, je nachdem, welcher Typ du bist.

Die 4. Phase ist auch von Wut und Schuldzuweisungen geprägt. 

Entweder suchst du die Schuld am Scheitern bei anderen oder du siehst dich selbst als Schuldigen.

Auf jeden Fall bist du in dieser Zeit sehr emotional extrem aufgewühlt.

#5 Akzeptanz oder Verzweiflung

In der letzten Phase geht jeder Mensch mit seinem Liebeskummer unterschiedlich um. 

Einige stürzen sich in neue Liebesabenteuer, um über die verflossene Partnerschaft hinwegzukommen und neues Selbstbewusstsein aufzubauen.

Andere trauern ununterbrochen um den verlorenen Partner und ziehen sich gegebenenfalls immer mehr aus ihrem sozialen Umfeld zurück.

Diese Phase kann dann unter Umständen für Jahre andauern.

In der 5. Phase ist es wichtig, das Geschehene zu akzeptieren und sich eine neue Basis zu schaffen. Für viele steht nun die Frage im Raum: "Wie lasse ich los?"

Wie verarbeitet man Liebeskummer?

"Was hilft gegen Liebeskummer?", das ist eine Frage, auf die jeder eine individuelle Antwort weiß.

Denn genauso unterschiedlich, wie Menschen ticken, sind auch die Methoden, aus einer schweren Zeit herauszufinden.

Wenn du betroffen bist und mittendrin steckst in einer der Liebeskummer-Phasen, dann siehst du vielleicht gerade keinen Ausweg.

Es gibt ein paar grundsätzliche Hilfestellungen, um mit Liebeskummer umzugehen.

Lass den Schmerz zu

In den oben beschriebenen ersten beiden Liebeskummer-Phasen ist es ratsam, den Schmerz erst einmal voll und ganz zuzulassen.

Liebeskummer

Bleib tapfer und lass die Trauer und die Einsamkeit über dich ergehen.

Wenn du dich in der ersten Zeit nach der Trennung schon ablenkst und krampfhaft versucht, die schwierigen Gefühle zu unterdrücken, kannst du die Situation nicht angemessen verarbeiten. 

Das Geschehene kann dich dann später wieder einholen und dich ohne Vorwarnung überfallen.

Außerdem kann es sein, dass du einen emotionalen Panzer um dich herum aufbaust, um dich in Zukunft zu schützen vor bitteren Erfahrungen.

Damit hilfst du weder dir noch deinem zukünftigen Partner.

Auch jede bittere, schmerzhafte Erfahrung kann ein Gewinn sein für dich. 

Nimm dir in deiner Trauer viel Zeit für dich selbst und versuche nicht, alles sofort abzuhaken, ohne Spuren zu hinterlassen.

Immerhin hat dir dein Ex-Partner etwas bedeutet, da ist es angemessen, den Verlust zu betrauern. Tatsächlich kann sich eine Trennung für uns anfühlen wie ein Todesfall.

Jemand ist aus unserem Leben getreten, der uns viel gegeben hat.

Achte in dieser Zeit genau darauf, welche Erinnerungen hochkommen und dich besonders traurig machen.

Unser Partner erfüllt in den meisten Fällen Bedürfnisse bei uns, die wir selbst nicht nähren.

Daraus kannst du lernen, genau an dieser Stelle mehr für dich selbst da zu sein.

Was du aus dieser Phase lernen kannst

Natürlich heißt das nicht, dass du in Zukunft alles im Alleingang schaffen sollst.

Aber manchmal sind es Dinge wie mangelnde Selbstachtung und das Gefühl von Ungenügsamkeit, die uns von der Zuneigung eines anderen Menschen abhängig machen.

Diese Rolle erfüllt dann der Partner. Wir fühlen uns sicher, weil uns der andere Bestätigung gibt und bei Dingen unterstützt, die wir meinen, nicht allein zu schaffen.

Lerne dich selbst so anzunehmen wie du bist und dich zu lieben, ohne dich von dem Urteil anderer abhängig zu machen. 

Wenn eine schwierige Situation in deinem Leben eintritt, stell dich den Herausforderungen und überkomme damit deine Ängste.

Bau dir einen guten Freundeskreis auf und finde hier Unterstützung für die Dinge im Leben, die du nicht allein bewältigen kannst. Auch emotional bilden Freundschaften einen wichtigen Rückhalt für uns.

Es lohnt sich immer, in Freunde zu investieren, auch während du in einer festen Partnerschaft bist. 

Wenn du auf diese Weise mit beiden Beinen fest im Leben stehst, wird dich eine Trennung deutlich weniger hart treffen.

Wer sich stattdessen gleich nach der Trennung einen neuen Partner sucht, bei dem wird es wahrscheinlich so weitergehen wie bisher.

Der nächste Liebeskummer kann dann unter Umständen noch viel schmerzhafter werden als der letzte. Dann verhärten sich die Selbstzweifel und der Frust am ständigen Scheitern.

Meide deinen Ex-Partner

Besonders in der 3. Liebeskummer-Phase ist die Versuchung sehr groß, noch einmal einen Neuanfang zu starten mit der Ex-Beziehung.

Hier ist allerdings Vorsicht geboten. 

Denn gerade nach der ersten leidvollen Zeit der Trennung scheint eine Neuauflage der Beziehung das Mittel gegen den quälenden Liebeskummer zu sein.

Dabei besteht jedoch die Gefahr, falsche Kompromisse einzugehen, um der Beziehung noch eine Chance zu geben.

Schnell tendierst du in dieser Zeit dazu, Versprechungen an deinen Ex-Partner zu machen oder zu akzeptieren, deren Umsetzung dir gar nicht gut tun würde.

Sicher, manchmal klappt so eine Neuauflage tatsächlich.

Aber oft scheitert sie an den faulen Kompromissen, die man in aller Verzweiflung eingegangen ist. 

Gib dir besser etwas mehr Zeit, um zu dir selbst zu kommen nach der Trennung.

Versuche erst einmal Abstand zu halten - soweit das möglich ist. 

Ratsam ist auch, sich bei Social Media Kanälen nicht mehr zu abonnieren, vielleicht sogar die Freundschaft dort zu beenden.

Wenn du immer wieder konfrontiert bist mit Details aus dem Leben deines Ex-Partners, dann kannst du kaum die nötige Distanz finden.

Solltest du noch Sachen bei dir haben, die deinem Ex-Partner gehören, verstaue am besten alles in einer Kiste. 

So sind die Dinge, die dich immer wieder an die Beziehung erinnern, aus deinem Sichtfeld.

Vereinbart am besten bald einen Termin zum Austausch.

Dann sind die Sachen aus deinem Leben verschwunden und lösen nicht immer wieder neue Liebeskummer Attacken aus, wenn du zufällig darauf stößt.

Auch eine Freundschaft mit dem Ex-Partner ist ganz frisch nach der Trennung nicht die beste Idee. Selbst wenn ihr euch nach wie vor gut versteht, ist es ratsam, erst einmal Abstand zu halten.

Sortiere dein Leben neu und finde wieder ganz zu dir. Sobald du das Gefühl hast, dass dein Liebeskummer ganz überwunden ist, kannst du es mit einer freundschaftlichen Annäherung versuchen.

Lenk dich ab

Mit Liebeskummer umgehen bedeutet auch, ihn irgendwann aus eigenem Antrieb zu beenden.

Wenn du dir genug Zeit gegönnt hast, alles sacken zu lassen und den Verlust zu betrauern, dann starte wieder ins Leben.

Es kann sein, dass du dich noch immer recht antriebslos fühlst, aber nach spätestens 6 Wochen solltest du unbedingt mal wieder unter Leute gehen.

Triff dich mit Freunden und unternehmt etwas, was dir Freude bereitet. 

Lass positive Gedanken in dein Leben. 

Auch etwas ganz Neues kann dir helfen, den Liebeskummer zu überwinden. 

Probiere ein neues Hobby aus oder gestalte deine Wohnung um.

Besonders Reisen sind bestens dazu geeignet, auf andere Gedanken zu kommen.

Liebeskummer

An einem unbekannten Ort bist du mit deiner vollen Aufmerksamkeit präsent. Wo dich in deinem gewohnten heimischen Umfeld noch alles an die Ex-Beziehung erinnert hat, ist hier alles frisch und unbelastet.

So kannst du dich voll und ganz auf deine Umgebung einlassen und die Gedanken an die oder den Verflossenen langsam minimieren.

Auch neue Liebschaften sind eine gute Methode, den Liebeskummer vollständig zu überwinden. 

Hier musst du für dich entscheiden, wann du dich dazu bereit fühlst. Selbst wenn dein Herz noch an den Erinnerungen an die letzte Beziehung hängt, kann dir ein neuer Flirt gute Impulse geben, um nun ganz loszulassen 🙂

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